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Lenins Parteitheorie hatte viele Kritiker und Gegner außerhalb wie innerhalb der Arbeiterbewegung. Unter jenen, die sich selbst als revolutionäre Sozialisten verstanden, war Rosa Luxemburg die wichtigste und redegewandteste Kritikerin.
Die polnische Revolutionärin Rosa Luxemburg war lange Jahre der theoretische Kopf der äußersten Linken in der deutschen Sozialdemokratie. Im Jahr 1899 forderte sie mit ihrer Broschüre „Sozialreform oder Revolution“ den Revisionismus Bernsteins offen heraus, um anschließend auch den Kampf gegen die Trägheit und den Konservatismus des Kautskyschen Zentrums aufzunehmen, die in ihren Augen eine wachsende Gefahr darstellten. Es war aber ihr lebhaftes Interesse an der Entwicklung der russischen sozialistischen Bewegung [247], das sie dazu brachte, ihre eigene Ansicht von der Aufgabe der revolutionären Partei und deren Verhältnis zur Arbeiterklasse zu formulieren. Beunruhigt durch die Spaltung der russischen Partei im Jahr 1903 und von dem, was sie als Lenins „Ultrazentralismus“ betrachtete, nahm sie es im Jahr 1904 in ihrer berühmten Broschüre Organisationsfragen der russischen Sozialdemokratie mit ihm auf.
Wie es sich für jeden Marxisten ziemt, stellte sie gleich zu Beginn ihrer Arbeit die Frage der Parteiorganisation in den Kontext der besonderen Aufgaben und Probleme, vor denen die proletarische Bewegung insgesamt in Russland stand. Weil Russland noch keine bürgerliche Revolution zustande gebracht hatte und immer noch unter der Herrschaft einer absolutistischen Monarchie litt, so ihre Argumentation, war das russische Proletariat noch nicht in den Genuss der politischen Erziehung und Organisation gekommen, die eine Periode der bürgerlichen Demokratie zwangsläufig mit sich bringt:
In Russland ist der Sozialdemokratie die Aufgabe zugefallen, einen Abschnitt des historischen Prozesses durch bewusstes Eingreifen zu ersetzen und das Proletariat direkt aus der politischen Atomisierung, die die Grundlage des absoluten Regimes bildet, zur höchsten Form der Organisation – als zielbewusst kämpfende Klasse zu führen. Die Organisationsfrage ist somit für die russische Sozialdemokratie besonders schwierig, [...] weil sie sie gewissermaßen wie der liebe Herrgott ,aus nichts‘, in der leeren Luft, ohne das politische Rohmaterial, das sonst von der bürgerlichen Gesellschaft vorbereitet wird, erschaffen soll. [248]
Vor dem Hintergrund des Kampfs gegen die in früherer Zeit in Russland getrennt vor sich hin wurschtelnden Zirkel und Ortsgruppen hat sie durchaus Verständnis für „die Losung der neuen Phase, des vorbereiteten großen Organisationswerkes: Zentralismus“. [249]
Aber sie warnt davor, „dass der Zentralismus ein Schlagwort ist, das den historischen Inhalt, die Eigentümlichkeiten des sozialdemokratischen Organisationstypus nicht entfernt erschöpft“. [250] „Es unterliegt keinem Zweifel, dass der Sozialdemokratie im Allgemeinen ein starker zentralistischer Zug innewohnt. Erwachsen aus dem wirtschaftlichen Boden des seinen Tendenzen nach zentralistischen Kapitalismus“ [251] kann er jedoch bis zu einem Punkt betrieben werden, wo er einer ungehinderten Entfaltung und Initiative der Arbeiterklasse im Weg steht:
Die sozialdemokratische Bewegung ist die erste in der Geschichte der Klassengesellschaften, die in allen ihren Momenten, im ganzen Verlauf auf die Organisation und die selbständige direkte Aktion der Masse berechnet ist.
In dieser Beziehung schafft die Sozialdemokratie einen ganz anderen Organisationstypus als die früheren sozialistischen Bewegungen, zum Beispiel die des jakobinisch-blanquistischen Typus. [252]
Weil das Proletariat Klassenbewusstsein und Organisation nur im Verlauf des Kampfs selbst entwickelt, gibt es
keine fertige, im Voraus festgesetzte detaillierte Kampftaktik, in die die sozialdemokratische Mitgliedschaft von einem Zentralkomitee eingedrillt werden könnte. [...]
Daraus ergibt sich schon, dass die sozialdemokratische Zentralisation nicht auf blindem Gehorsam, nicht auf der mechanischen Unterordnung der Parteikämpfer unter ihre Zentralgewalt basieren kann und dass andererseits zwischen dem bereits in feste Parteikader organisierten Kern des klassenbewussten Proletariats und der vom Klassenkampf bereits ergriffenen, im Prozess der Klassenaufklärung befindlichen umliegenden Schicht nie eine absolute Scheidewand aufgerichtet werden kann. [253]
Lenin, argumentiert Luxemburg, habe diesen grundlegenden Unterschied zwischen der Organisation der Sozialdemokratie und der des Jakobinismus und Blanquismus vergessen oder beurteile ihn falsch. Sie lehnt Lenins Definition des ^revolutionären Sozialdemokraten“ als den ,mit der Organisation der klassenbewussten Arbeiter verbundenen Jakobiner‘“ ab: „Tatsächlich ist die Sozialdemokratie aber nicht mit der Organisation der Arbeiterklasse verbunden, sondern sie ist die eigene Bewegung der Arbeiterklasse.“ [254] Daher darf sie auf keinen Fall in die Zwangsjacke einer ultrazentralistischen und disziplinierten Organisationsform gesteckt werden. Stattdessen muss ihrer Entwicklung freien Lauf gelassen werden. Nicht die Führer oder ein Zentralkomitee erfinden die großen Fortschritte der Bewegung in Fragen der Kampftaktik und -methoden, sie sind „das spontane Produkt der entfesselten Bewegung selbst“. [255]
Auch hier geht das Unbewusste vor dem Bewussten, die Logik des objektiven historischen Prozesses vor der subjektiven Logik seiner Träger. Die Rolle der sozialdemokratischen Leitung ist dabei wesentlich konservativen Charakters [...]. [256]
Für Luxemburg war Lenins Unterschätzung dieser konservativen Neigung besonders unter den in Russland herrschenden Bedingungen gefährlich, wo die proletarische Bewegung jung und in ihrer politischen Ausbildung noch nicht herangereift war.
In solchen Zeiten gerade der Initiative des Parteigeistes Fußangeln anlegen und ihre ruckweise Expansionsfähigkeit mit Stacheldrahtzaun eindämmen zu wollen hieße die Sozialdemokratie von vornherein für die großen Aufgaben des Moments in hohem Maße ungeeignet zu machen. [257]
Und:
Tatsächlich liefert nichts eine junge Arbeiterbewegung den Herrschaftsgelüsten der Akademiker so leicht und so sicher aus wie die Einzwängung der Bewegung in den Panzer eines bürokratischen Zentralismus, der die kämpfende Arbeiterschaft zum gefügigen Werkzeug eines „Komitees“ herabwürdigt. [258]
Neben diesen allgemeinen Warnungen vor der Gefahr, die Lenins „Ultrazentralismus“ darstelle, greift Luxemburg auch die Frage der Parteistatuten und des Opportunismus auf. Ähnlich wie Trotzki (siehe Kapitel 2) argumentiert sie: „Vor allem aber ist der ganze Grundgedanke der ultrazentralistischen Auffassung, der darin gipfelt, den Opportunismus durch ein Organisationsstatut von der Arbeiterbewegung fernzuhalten, ein verfehlter.“ [259] Der Opportunismus sei ein historisches Produkt, eine Phase, durch die die Bewegung einfach gehen müsse. Es sei daher eine „naive Illusion, sich einzubilden, dass man durch diese oder andere Fassung der Paragrafen des Parteistatuts diese anstürmende Welle zurückdämmen könnte“. [260]
Bei der Zusammenfassung ihrer Kritik an Lenins Organisationsthesen kehrt sie zu ihrem Ausgangspunkt zurück und verortet – in einer eloquenten und denkwürdigen Passage – den Disput in der umfassenden Entwicklung des Klassenkampfs in Russland:
In diesem ängstlichen Bestreben eines Teiles der russischen Sozialdemokratie, die so hoffnungsvoll und lebensfreudig aufstrebende russische Arbeiterbewegung durch die Vormundschaft eines allwissenden und allgegenwärtigen Zentralkomitees vor Fehltritten zu bewahren, scheint uns übrigens derselbe Subjektivismus mitzureden, der schon öfters dem sozialistischen Gedanken in Russland einen Possen gespielt hat. Drollig sind fürwahr die Kapriolen, die das verehrte menschliche Subjekt der Geschichte in dem eigenen geschichtlichen Prozess mitunter auszuführen beliebt. Das von dem russischen Absolutismus ekrasierte [zertretene], zermalmte Ich nimmt dadurch Revanche, dass es sich selbst in seiner revolutionären Gedankenwelt auf den Thron setzt und sich für allmächtig erklärt – als ein Verschwörerkomitee im Namen eines nicht existierenden „Volkswillens“. Das „Objekt“ zeigt sich aber stärker, die Knute triumphiert bald, indem sie sich als der „legitime“ Ausdruck des gegebenen Stadiums des geschichtlichen Prozesses erweist. Endlich erscheint auf der Bildfläche als ein noch legitimeres Kind des Geschichtsprozesses – die russische Arbeiterbewegung, die den schönsten Anlauf nimmt, zum ersten Mal in der russischen Geschichte nun wirklich einmal einen Volkswillen zu schaffen. Jetzt aber stellt sich das „Ich“ des russischen Revolutionärs schleunigst auf den Kopf und erklärt sich wieder einmal für einen allmächtigen Lenker der Geschichte – diesmal in der höchsteigenen Majestät eines Zentralkomitees der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung. Der kühne Akrobat übersieht dabei, dass das einzige Subjekt, dem jetzt diese Rolle des Lenkers zugefallen, das Massen-Ich der Arbeiterklasse ist, das sich partout darauf versteift, eigene Fehler machen und selbst historische Dialektik lernen zu dürfen. Und schließlich sagen wir doch unter uns offen heraus: Fehltritte, die eine wirklich revolutionäre Arbeiterbewegung begeht, sind geschichtlich unermesslich fruchtbarer und wertvoller als die Unfehlbarkeit des allerbesten „Zentralkomitees“. [261]
Für Rosa Luxemburg war Lenins ganzer Organisationsplan eine subjektivistische und voluntaristische (in der philosophischen Sprache idealistische) Abweichung von der materialistischen Methode, die der Unreife der proletarischen Bewegung in Verbindung mit den gewaltigen Aufgaben, vor denen sie stand, geschuldet war. Gegen Lenins Hervorhebung der Rolle der Partei und ihrer Führung betonte sie die potenziell konservative Rolle eines solchen Körpers und setzte stattdessen auf die revolutionäre Spontaneität der Massen.
Rosa Luxemburg arbeitete dieses Thema in ihrer Broschüre Massenstreik, Partei und Gewerkschaften weiter aus, die sie 1906 verfasste, um der deutschen Arbeiterklasse die Bedeutung der Ereignisse des vergangenen Jahres in Russland zu erklären. Sie zeigt, wie viele der Ideen, die in „Organisationsfragen der russischen Sozialdemokratie“ noch theoretisch und sehr allgemein enthalten waren, im großen revolutionären Aufstand in Russland im Jahr 1905 konkrete Gestalt annahmen. Sie ist ein Lobgesang auf die Initiative und den Wagemut, mit dem die Arbeiterklasse Lösungen für Probleme findet, die Theoretikern jahrzehntelang zu schaffen gemacht hatten.
Für Luxemburg war die Revolution von 1905 lediglich der Höhepunkt von fünf Jahren ununterbrochenen Aufruhrs und Massenstreiks. Diese Streiks waren die äußere Manifestation der inneren Reifung der Revolution selbst. Sie begannen oft ohne Vorbereitung und sogar ohne Streikkasse, und allen vorangegangenen Schemata zum Trotz waren sie nicht das Ergebnis vorheriger gewerkschaftlicher Organisation, sondern gingen ihr voraus und spornten sie an. Direkter Auslöser war auch oft ein unbedeutender Missstand – die Massenstreiks von 1905 in St. Petersburg und der spätere Marsch auf das Winterpalais nahmen ihren Anfang mit der Entlassung zweier Männer aus den Putilow-Werken. All diesen Aktionen gemeinsam war ihre Spontaneität. Sie folgten keinem im Voraus festgelegten Plan, dazu hatte keine Partei oder Leitungsgruppe aufgerufen. Sie waren nur möglich, weil die Revolution selbst die Initiative, den Mut und das Selbstvertrauen der Massen in einem ungeahnten Ausmaß entfesselt hatte. Rosa Luxemburg wies darauf hin, dass umgekehrt der Aufruf des Zentralkomitees der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) zu einem Massenstreik anlässlich der Eröffnung der Duma, zu einem Zeitpunkt, als die Bewegung bereits ihrem Ende zuging, unbefolgt blieb.
Außerdem griff Luxemburg die allgemein anerkannten Vorstellungen von Klassenkampf an, die künstliche Trennung des ökonomischen und politischen Kampfs (wie sie Lenin in „Was tun?“ noch vertrat). Die russischen Arbeiter hatten sich auch über diese Kategorien einfach hinweggesetzt:
Allein die Bewegung im Ganzen geht nicht bloß nach der Richtung vom ökonomischen zum politischen Kampf, sondern auch umgekehrt. Jede von den großen politischen Massenaktionen schlägt, nachdem sie ihren politischen Höhepunkt erreicht hat, in einen ganzen Wust ökonomischer Streiks um. Und dies bezieht sich wieder nicht bloß auf jeden einzelnen von den großen Massenstreiks, sondern auch auf die Revolution im Ganzen. Mit der Verbreitung, Klärung und Potenzierung des politischen Kampfes tritt nicht bloß der ökonomische Kampf nicht zurück, sondern er verbreitet sich, organisiert sich und potenziert sich seinerseits in gleichem Schritt. Es besteht zwischen beiden eine völlige Wechselwirkung.
Jeder neue Anlauf und neue Sieg des politischen Kampfes verwandelt sich in einen mächtigen Anstoß für den wirtschaftlichen Kampf [...] Und umgekehrt. Der unaufhörliche ökonomische Kriegszustand der Arbeiter mit dem Kapital hält die Kampfenergie in allen politischen Pausen wach [...]
Mit einem Wort: Der ökonomische Kampf ist das Fortleitende von einem politischen Knotenpunkt zum anderen, der politische Kampf ist die periodische Befruchtung des Bodens für den ökonomischen Kampf. Ursache und Wirkung wechseln hier alle Augenblicke ihre Stellen, und so bilden das ökonomische und das politische Moment in der Massenstreikperiode, weit entfernt, sich reinlich zu scheiden oder gar auszuschließen, wie es das pedantische Schema will, vielmehr nur zwei ineinandergeschlungene Seiten des proletarischen Klassenkampfes in Russland. Und ihre Einheit ist eben der Massenstreik. [262]
Wie wir sehen, steht ihre Broschüre Massenstreik in einer Linie mit ihrer Polemik gegen Lenin. So wie Lenins Organisationsplan subjektivistisch war, so sind es auch Versuche, Massenstreiks zu planen. Das Leitmotiv beider Arbeiten ist ihre Warnung vor der Überschätzung der Fähigkeiten der Partei und noch mehr der Parteiführung:
Ferner sind dabei der Initiative und der bewussten Leitung ganz bestimmte Schranken gesteckt. Gerade während der Revolution ist es für irgendein leitendes Organ der proletarischen Bewegung äußerst schwer, vorauszusehen und zu berechnen, welcher Anlass und welche Momente zu Explosionen führen können und welche nicht. Auch hier besteht die Initiative und Leitung nicht in dem Kommandieren aus freien Stücken, sondern in der möglichst geschickten Anpassung an die Situation und möglichst engen Fühlung mit den Stimmungen der Masse. [263]
Noch zwölf Jahre später griff Luxemburg im Wesentlichen denselben Gedanken in ihrer Arbeit „Zur russischen Revolution“ wieder auf, in der sie die Bolschewiki für die Einschränkung der Demokratie kritisierte:
Die stillschweigende Voraussetzung der Diktaturtheorie im Lenin-Trotzkischen Sinn ist, dass die sozialistische Umwälzung eine Sache sei, für die ein fertiges Rezept in der Tasche der Revolutionspartei liege, das dann nur mit Energie verwirklicht zu werden brauche. Dem ist leider – oder je nachdem: zum Glück – nicht so [...] Das sozialistische Gesellschaftssystem soll und kann nur ein geschichtliches Produkt sein, geboren aus der eigenen Schule der Erfahrung, in der Stunde der Erfüllung, aus dem Werden der lebendigen Geschichte [...] Die ganze Volksmasse muss daran teilnehmen. Sonst wird der Sozialismus vom grünen Tisch eines Dutzends Intellektueller dekretiert, oktroyiert. [264]
Welche Schlussfolgerungen für die Aufgaben und das Wesen der revolutionären Partei zog Rosa Luxemburg aus dieser leidenschaftlichen Betonung der Selbstaktivität und der Initiative der Arbeiterklasse, die ihr politisches Denken und Handeln so sehr beherrschten? Um diese Frage korrekt zu beantworten, müssen wir zunächst festhalten, welche Schlussfolgerungen sie nicht zog, denn sie wird hier allzu oft fehlinterpretiert – von selbsternannten Anhängern und Kritikern gleichermaßen.
Sie hat – entgegen wiederholten Behauptungen – keine Theorie einer bloß spontanen Revolution unterbreitet, in der kein Platz für eine revolutionäre Partei und politische Führung wäre. Ihre gesamte politische Laufbahn und praktisch alles, was sie geschrieben hat, sprechen dagegen: Beginnend mit ihrem Eintritt in die Revolutionär-Sozialistische Partei Proletariat in Polen noch im Schulmädchenalter bis zu ihrem Lebensende war sie stets Mitglied einer politischen Partei. Die SDKPiL (Sozialdemokratie des Königreichs Polen und Litauens), die von ihrem engsten Genossen Leo Jogiches unter ähnlichen Bedingungen wie in Russland aufgebaut wurde, war ebenfalls streng, zentralisiert und konspirativ. In ihrem Aufsatz Organisationsfragen der russischen Sozialdemokratie schreibt sie auch, die Sozialdemokratie sei „von Hause aus eine ausgesprochene Gegnerin jedes Partikularismus und nationalen Föderalismus“, sie habe „überall die natürliche Bestrebung, alle nationalen, religiösen, beruflichen Gruppen der Arbeiterklasse zur einheitlichen Gesamtpartei zusammenzuschweißen“. [265]
Sie widmet den gesamten Schlussabschnitt ihres Artikels Massenstreik der Diskussion über die Notwendigkeit vereinter Aktion von Gewerkschaften und der Sozialdemokratischen Partei unter der leitenden Autorität der Partei. [266] Nach 1914 und dem Verfall der Zweiten Internationale in Chauvinismus trat Luxemburg, wie Lenin, für die Gründung einer zentralisierten anstelle einer föderalen Internationale ein. Im Anhang zu ihrer Junius-Broschüre verfasste sie eine Reihe „Leitsätze über die Aufgaben der internationalen Sozialdemokratie“, unter anderem:
Hier unterstreicht Rosa Luxemburg ebenso wie Lenin die Notwendigkeit einer revolutionären Partei, um die Arbeiterklasse anzuführen. Sie unterscheidet sich allerdings in ihren Vorstellungen von Aufbau und Aufgaben einer solchen Partei. Ihr unerschütterliches Vertrauen in die Fähigkeiten einer kämpfenden Arbeiterklasse verleitete sie dazu, die Partei im Wesentlichen auf politische Führung zu beschränken, im Gegensatz zu direkten Aufrufen zur Aktion und tatsächlicher Organisation des Kampfes. „Statt sich mit der technischen Seite, mit dem Mechanismus der Massenstreiks fremden Kopf zu zerbrechen, ist die Sozialdemokratie berufen, die politische Leitung auch mitten in der Revolutionsperiode zu übernehmen.“ [268]
Diese im Wesentlichen propagandistische Vorstellung von den Parteiaufgaben hat unmittelbare Folgen für den erforderlichen Grad an Zentralismus und Disziplin in der Parteiorganisation. Die von Lenin geforderte strikte Disziplin diente vor allem dazu, die Einheit in der Aktion sicherzustellen. Eine Partei, die sich in erster Linie auf Propaganda beschränkt, braucht keine solche strenge Disziplin; das freie Spiel von Ideen wäre sehr viel wichtiger. Das beste Beispiel für die Meinungsunterschiede zwischen Luxemburg und Lenin stellt ihre unterschiedliche Haltung zur Parteiverwaltung und Parteiroutine dar. Lenin beschäftigte sich höchstpersönlich mit Details der Parteiorganisation, der Finanzierung und der Kongressvorbereitung, während Luxemburg in der polnischen wie auch in der deutschen Partei solche Angelegenheiten anderen überließ. Ihr Biograf Peter Nettl schreibt:
Einmal wurde ein förmlicher Parteibeschluss gefasst, dass Rosa Luxemburg sich mit keinerlei organisatorischen Angelegenheiten befassen und an offiziellen Konferenzen und Kongressen der Partei nicht teilnehmen solle; zumindest für die Öffentlichkeit bekleidete sie von 1901 an keine offizielle Stellung in der Partei mehr! [269]
Wegen ihrer Konzentration auf Propagandaaufgaben war die für Lenin so bedeutsame Unterscheidung zwischen Parteimitgliedern, die der Organisationsdisziplin unterstanden, und Parteianhängern und -sympathisanten für Rosa Luxemburg bei Weitem nicht so wichtig – wie ihre weiter oben zitierte Warnung davor, „eine absolute Scheidewand“ zwischen dem „organisierten Kern“ und der „umliegenden Schicht“ aufrichten zu wollen, verdeutlicht. [270]
Für Luxemburg sollte die Partei auf das Proletariat in allererster Linie über ihre Ideen, ihr Programm und ihre Parolen Einfluss ausüben, und nicht über ihre Organisationsstärke oder selbstständige Initiativen zum Handeln. Bei Lenin standen beide Aspekte in einem wesentlich ausgewogeneren Verhältnis.
Aus den vorhandenen Differenzen zwischen Luxemburg und Lenin dürfen jedoch nicht absolute Gegensätze konstruiert werden. Wegen ihrer abweichenden Meinung in der Frage des Parteiwesens wird Rosa Luxemburg oftmals zu einer außerhalb der marxistischen Tradition des 20. Jahrhunderts stehenden Persönlichkeit hochstilisiert. Sie stehe gegen Lenins diktatorische Kompromisslosigkeit für eine demokratische, beinahe liberale Version des Marxismus. So schreibt beispielsweise Bertram D. Wolfe über die vermeintliche Distanz zwischen Lenin und Luxemburg:
Obwohl sie beide „revolutionäre“ Sozialisten genannt wurden, sind sie durch ihr unterschiedliches Temperament, durch ihre unterschiedliche Haltung zur Art der sozialistischen Führung, zur Parteiorganisation und zur Selbsttätigkeit der Arbeiterklasse Welten voneinander entfernt. [271]
Hier wird argumentiert, Luxemburgs Ablehnung von Lenins „Ultrazentralismus“ sei ganz fundamental, ihre Übereinstimmung mit ihm als revolutionäre Sozialistin hingegen nebensächlich und oberflächlich. Das ist aber eine dreiste Tatsachenverdrehung, die bloß dazu dienen soll, Rosa Luxemburg in den Dienst des Ideologiekampfs im Kalten Krieg zu stellen. Aber selbst Wolfes Hauptbeweismittel, Rosa Luxemburgs Schrift Zur russischen Revolution [272], beweist, wie unrecht er hat:
Die Bolschewiki haben gezeigt, dass sie alles können, was eine echte revolutionäre Partei in den Grenzen der historischen Möglichkeiten zu leisten imstande ist [...] In dieser letzten Periode, in der wir vor entscheidenden Endkämpfen in der ganzen Welt stehen, war und ist das wichtigste Problem des Sozialismus, geradezu die brennende Zeitfrage nicht diese oder jene Detailfrage der Taktik, sondern: die Aktionsfähigkeit des Proletariats, die Tatkraft der Massen, der Wille zur Macht des Sozialismus überhaupt. In dieser Beziehung waren die Lenin und Trotzki mit ihren Freunden die ersten, die dem Weltproletariat mit dem Beispiel vorangegangen sind, sie sind bis jetzt immer noch die Einzigen, die mit Hutten ausrufen können: Ich hab's gewagt!
Dies ist das Wesentliche und Bleibende der Bolschewiki-Politik. In diesem Sinne bleibt ihnen das unsterbliche geschichtliche Verdienst, mit der Eroberung der politischen Gewalt und der praktischen Problemstellung der Verwirklichung des Sozialismus dem internationalen Proletariat vorangegangen zu sein und die Auseinandersetzung zwischen Kapital und Arbeit in der ganzen Welt mächtig vorangetrieben zu haben. In Russland konnte das Problem nur gestellt werden. Es konnte nicht in Russland gelöst werden, es kann nur international gelöst werden. Und in diesem Sinne gehört die Zukunft überall dem „Bolschewismus“. [273]
Und nur wenige Monate, nachdem Luxemburg diese Worte schrieb, bewies sie mit ihrer Beteiligung an der Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands ihre praktische Verbundenheit mit Lenin. [274]
Rosa Luxemburg war eine große, unabhängige Denkerin. Als solche war sie in Fragen der Theorie und Taktik oft anderer Meinung als Lenin. Aber die Gemeinsamkeiten, ihre bedingungslose Hingabe für den revolutionären Marxismus und den internationalen Klassenkampf des Proletariats, stehen im Vordergrund. Sie stritten heftig, aber immer innerhalb eines gemeinsamen Bezugsrahmens, den beide gegen Bernstein und Kautsky gleichermaßen verteidigten. Man muss diesen gemeinsamen Rahmen zum Ausgangspunkt nehmen, um ihre Meinungsverschiedenheiten über Wesen und Aufgaben der Partei wirklich einordnen zu können.
Wenn Lenin und Luxemburg denselben Ansatz verfolgten, wie wir dargestellt haben, wie erklären sich ihre doch sehr unterschiedlichen Ansichten in der Parteifrage? Eine Frage des Temperaments kann es nicht gewesen sein. Wie abgeneigt sie Lenins Methoden auch gewesen sein mag, sie war disziplinierte Revolutionärin genug, um ihre persönlichen Gefühle zurückzustellen, wenn sie es nur für politisch erforderlich erachtet hätte – wie Trotzki es im Jahr 1917 tat. Noch weniger kann es um intellektuelle Schwächen gehen, denn Franz Mehrings Charakterisierung Rosa Luxemburgs als „genialster Kopf, der bisher unter den wissenschaftlichen Erben von Marx und Engels hervorgetreten ist“ [275], dürfte kaum übertrieben sein.
Die wirkliche Wurzel für Luxemburgs Differenzen mit Lenin liegt in den sehr unterschiedlichen Bedingungen, unter denen beide operierten. Obwohl die Aufsätze Organisationsfragen der russischen Sozialdemokratie und Der Massenstreik beide die russische Arbeiterbewegung zu ihrem Gegenstand hatten, schrieb sie ganz offensichtlich mit Blick auf die deutsche Situation und Erfahrung. In Massenstreik wird dieser Bezug sogar explizit gemacht, aber auch in der früheren Arbeit beruft sie sich auf die deutsche Sozialdemokratie und ihre Anpassung an den Parlamentarismus, wenn sie nach konkreten Beispielen für die Gefahren der Überzentralisierung und für konservative Führungstendenzen sucht. [276] Es war vor allem die deutsche Situation, die ihr Parteikonzept formte. Dabei konnten die Bedingungen, mit denen die deutsche und die russische Arbeiterbewegung sich konfrontiert sahen, unterschiedlicher kaum gewesen sein.
Erstens: Nach ihrer Ankunft in Deutschland wurde Rosa Luxemburg Mitglied einer bereits existierenden Massenpartei – der größten und erfolgreichsten sozialistischen Partei, die die Welt jemals gesehen hatte, mit Hunderttausenden Mitgliedern, Tausenden Ortsgruppen, etwa 80 Tageszeitungen und mehreren Jahrzehnten Kampferfahrung. Lenin hingegen musste die Partei aus dem Stand aufbauen. Während Lenin sich mit allen praktischen (und damit auch theoretischen) Problemen der Organisation, der Effizienz und der Professionalität eingehend beschäftigen musste, konnte Luxemburg all das als gegeben hinnehmen. Die Art der Parteiorganisation stand in der SPD niemals zur Disposition und es gibt keine Belege dafür, dass Luxemburg sich über organisatorische Details jemals wirklich Gedanken gemacht hätte. In dieser Hinsicht konnte der Gegensatz zu Lenin kaum größer gewesen sein.
Zweitens: Die SPD und die ihr angeschlossenen Gewerkschaften im Vaterland der Bürokratie und Ordnung befanden sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium der Bürokratisierung. Wie wir weiter oben bereits erwähnten, unterhielt die deutsche Arbeiterbewegung eine breite Schicht privilegierter Funktionäre, die an ihren Sesseln klebten und deren Parole „Organisation“ nur Vorwand für Nichthandeln war – denn entweder war die Organisation „noch nicht stark genug“ oder aber Aktionen „gefährdeten“ die Organisation. Das sah Rosa Luxemburg viel klarer und früher als jeder andere Marxist. Lange noch vor Lenin kämpfte sie mit aller Kraft dagegen an. Gerade gegen diesen Sumpf konservativen Funktionärstums führte sie die spontane Kreativität der Massen ins Feld.
Aber der deutschen Arbeiterbewegung fehlte es gerade an Spontaneität und Kampf. Die Streikaktivitäten der deutschen Arbeiterklasse in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts befanden sich auf sehr niedrigem Stand. In den sechs Jahren von 1900 bis 1905 fanden durchschnittlich 1.171 Streiks statt, die Zahl der Streikenden lag bei durchschnittlich 122.606 (das ergibt eine durchschnittliche Teilnehmerzahl pro Streik von nur 104 Personen). [277] In Russland dagegen gab es bei einer viel kleineren Arbeiterklasse 87.000 Streikende im Jahr 1903; im Jahr 1905 streikten 2.863.000 Arbeiter (wovon 1.843.000 an politischen Streiks teilnahmen); und im Jahr 1912 traten 550.000 Arbeiter in den politischen Streik. [278] Daraus lässt sich erkennen, dass die deutsche Arbeiterbewegung trotz ihrer großen sozialistischen Partei und ihrer großartigen Organisationen in den einfachen Klassenkämpfen gegen die Unternehmer relativ schwach und passiv war, während die Arbeiter in Russland, wo es keine Massenpartei gab und Gewerkschaften praktisch nicht existierten, große Kämpfe sowohl gegen die Unternehmer als auch gegen den Staat führten. Es gehörte zu Luxemburgs wie Lenins Natur als Revolutionäre, mit allem Nachdruck auf das scheinbar jehlende Kettenglied hinzuweisen – und das waren in ihren Augen die mangelnde Spontaneität und ausbleibenden Massenaktionen von unten. Lenin, der die Spontaneität vorfand, konnte schreiben: „Gebt uns eine Organisation von Revolutionären, und wir werden Russland umkrempeln“, wohingegen Luxemburg genau genommen sagte: „Gebt uns die Spontaneität der Massen, und wir haben die Revolution.“
Zusätzlich zu diesen allgemeinen Faktoren war Luxemburg auch durch die besondere Situation in der SPD beeinflusst. Der offensichtliche erste Schritt zu dem Aufbau einer wirklich revolutionären Partei in Deutschland wäre die Bildung einer Fraktion innerhalb der SPD gewesen. Das hätte aber Rosa Luxemburg nur sehr schwer bewerkstelligen können, weil sie nur geringe Unterstützung für ihre Ansichten bekommen hätte. Selbst Lenin hätte sich nicht vor August 1914 für ein solches Wagnis ausgesprochen. Die Autorität der beiden Parteiführer, Kautsky als Theoretiker und Bebel als praktischer Organisator, war enorm – viel größer als die Plechanows, der einzigen vergleichbaren Führungsperson in Russland. Den geringen Einfluss, den Luxemburg in der deutschen Bewegung genoss, hatte sie zumindest teilweise der Tolerierung durch die beiden Führer zu verdanken, und hier insbesondere dem offenen Ohr, das sie bei Kautsky noch bis zum Jahr 1910 fand. Was noch schwerer ins Gewicht fällt: Sie war angewiesen auf ein Bündnis mit dem Parteizentrum, um die von dem Parteiflügel um Bernstein ausgehende Bedrohung zu bekämpfen.
Schließlich gab es zu bedenken, dass die Existenz einer Fraktion unweigerlich die Frage nach einer Spaltung aufwerfen würde, die Rosa Luxemburg entschieden ablehnte. Möglicherweise hatte sie dabei das Schicksal des Vereins Unabhängiger Sozialisten vor Augen, einer großen Gruppe von Revolutionären, die die SPD des Reformismus beschuldigt hatten und sich im Jahr 1891 von ihr abspalteten, um nach nur kurzem Dasein ganz von der Bildfläche zu verschwinden. Noch im Januar 1917 sprach sich Luxemburg gegen eine Spaltung aus.
So löblich und begreiflich die Ungeduld und der bittere Groll sind, aus denen heraus sich heute die Flucht vieler der besten Elemente aus der Partei ergibt: Flucht bleibt Flucht, uns ist sie ein Verrat an den Massen, die in der würgenden Schlinge der Scheidemann und Legien, der Bourgeoisie auf Gnade und Ungnade preisgegeben, zappeln und ersticken. Aus kleinen Sekten und Konventikeln kann man „austreten“, wenn sie einem nicht mehr passen, um neue Sekten und Konventikel zu gründen. Es ist nichts als unreife Fantasie, die gesamte Masse der Proletarier aus diesem schwersten und gefährlichsten Joch der Bourgeoisie durch einfachen „Austritt“ befreien zu wollen und ihr auf diesem Wege mit tapferem Beispiel voranzugehen. Das Hinwerfen des Mitgliedsbuchs als Befreiungsillusion ist nur die auf den Kopf gestellte Verhimmelung des Mitgliedsbuchs als Machtillusion, beides nur die verschiedenen Pole des Organisationskretinismus, dieser konstitutionellen Krankheit der alten deutschen Sozialdemokratie. [279]
Wir haben aufgezeigt, dass Luxemburgs Hervorhebung der Spontaneität und ihre Vorstellung von der Rolle der Partei durch ihre besondere historische Situation bedingt waren. Aber erklären heißt nicht rechtfertigen. Wir müssen ihre Ansichten daran messen, ob sie eine geeignete Antwort auf die Schwierigkeiten der Arbeiterklasse in ihrem Kampf um die Macht gaben. Wir sollten allerdings zunächst ihre großen Verdienste darlegen, weil ihre Ideen viel zu oft von Marxisten mit einem einfachen Hinweis auf die Autorität Lenins und seiner Schrift „Was tun?“ in Abrede gestellt wurden.
Rosa Luxemburg hatte recht mit ihrer Ansicht, dass die bedeutendsten Fortschritte auf dem Gebiet der proletarischen Taktik und der Kampfmethoden von keinem Zentralkomitee und keiner Führung erfunden, sondern von den Arbeitern selbst in der Hitze des Kampfs entdeckt und geschaffen wurden. Das hat sich immer wieder von Neuem gezeigt, sowohl in großem Stil mit der spontanen Errichtung einer neuen Staatsform (der Pariser Kommune, der russischen Sowjets), aber auch im Kleineren mit Fabrikbesetzungen und den fliegenden Streikposten während der Streiks der britischen Berg- und Bauarbeiter im Jahr 1972.
Sie hatte auch Recht damit, dass ein voll entfalteter Klassenkampf keine mechanistische Trennung zwischen Ökonomie und Politik duldet. Ihre Formulierungen hierzu in Massenstreik sind viel dialektischer als einige der abstrakten Schemata in Was tun?, wie zum Beispiel die Streikbewegungen der britischen Arbeiterklasse beweisen. Die von der konservativen Tory-Regierung Anfang der 1970er Jahre erlassenen Arbeitsgesetze und das Einfrieren der Löhne bedeuteten, dass zunächst gewerkschaftliche, ökonomische Arbeitskämpfe wie die der Hafenarbeiter gegen die Umstellung auf Containerbetrieb im Jahr 1972, der Streik für gewerkschaftliche Anerkennung in der Con-Mech-Fabrik im Jahr 1973 und der Bergarbeiterstreik ein Jahr später ganz unausweichlich in politische Massenkämpfe gegen das Gesetz und die Regierung umschlugen. Seitdem sich heutige kapitalistische Regierungen immer öfter genötigt sehen, in die Wirtschaft einzugreifen und Lohnbeschränkungen in den Mittelpunkt ihrer Strategie zu stellen, sind der politische und ökonomische Kampf der Arbeiterklasse enger denn je miteinander verschmolzen. Dieser Aspekt im Denken Luxemburgs ist aktueller denn je.
Luxemburg warnte auch vollkommen zu Recht vor den notwendig konservativen Tendenzen an der Spitze sozialistischer Parteien und Parteien überhaupt als Ergebnis ihrer Abschottung von den dynamischen, im Inneren der Arbeiterklasse wirkenden unsichtbaren Kräften. Selbst Lenin hatte im Jahr 1905 und erneut 1917 innerhalb der bolschewistischen Partei damit zu kämpfen. Der Marxist Duncan Hallas hat aufgezeigt, wie selbst innerhalb eines Betriebs ein solcher Prozess vonstatten gehen kann:
Manchmal werden sogar die besten Kämpfer von den Ereignissen überrollt und sie stehen eine gewisse Zeit lang rechts von zuvor nicht radikalen Arbeitern. Diese Erfahrung ist Basisaktivisten in den Gewerkschaften durchaus vertraut. Parolen und Forderungen, die gestern nur für die politisch bewussteren Leute akzeptabel waren, können einer Mehrheit plötzlich zu beschränkt erscheinen, wenn der Kampf sich über den erwarteten Punkt hinaus entwickelt. Die größere Erfahrung und das größere Wissen der Aktivisten bringt eine gewisse Vorsicht mit sich, die normalerweise durchaus angebracht ist, die aber in einer sich schnell ändernden Situation ein echtes Hindernis für den Fortgang der Ereignisse darstellen kann. [280]
Sie hatte auch Recht, als sie auf Lenins Konzept von dem Hineintragen des Sozialismus in die Arbeiterklasse „von außen“ mit ihrem Hinweis auf die große Bedeutung und die Errungenschaften der Spontaneität antwortete. Die Partei ist weder die Quelle aller Weisheit noch der allgegenwärtige Dirigent des Klassenkampfs. Und ihr Vorwurf, dass Lenin den Bogen in Richtung Voluntarismus überspannte, enthielt einen Kern Wahrheit (obwohl gerade diese Eigenschaft, wie wir bereits gesehen haben, in gewissem Sinne seine große Leistung war).
So lag Rosa Luxemburg in einer Vielzahl Punkte näher an einer korrekten marxistischen Analyse als Lenin in den Jahren 1901–1904. [281] Ihr Konzept enthielt allerdings entscheidende Schwächen, die im Verlauf der Geschichte klar zum Vorschein kamen. Die Einseitigkeit ihrer Betonung der Spontaneität von Massenstreiks liegt klar auf der Hand. Solche Streiks können in der Tat spontan ausbrechen und tun es auch häufig genug, das ist aber nicht grundsätzlich der Fall und auch nicht unbedingt von Vorteil. Der britische Generalstreik von 1926 ist ein gutes Beispiel. Die ganze Kraft, Energie und Initiative ging von unten aus, aber der Streik wurde tatsächlich von der Gewerkschaftsführung, dem Generalrat des Dachverbands Trade Union Congress (TUC), geplant und ausgerufen und im entscheidenden Moment von eben dieser Führung wieder abgeblasen. Die britische herrschende Klasse hatte sich in den Monaten vor dem Streik politisch und militärisch sorgfältigst auf die Konfrontation vorbereitet. In dieser Situation musste sich eine marxistische Kritik nicht gegen die Idee einer zentralen Streikplanung richten, sondern gegen einen Generalrat, der die notwendigen Vorkehrungen sträflichst vernachlässigte, obwohl allgemein bekannt war, dass der Feind sich bestens vorbereitete. Rosa Luxemburgs Fehleinschätzung in der Streikfrage hätte sie aber bestimmt leicht korrigiert. [282] Viel bedeutender ist allerdings die Tatsache, dass ihre Strategie die allerwichtigste Prüfung, die der deutschen Revolution, nicht bestand.
In der sehnlichst erwarteten deutschen Revolution von 1918–19 stellte sich Rosa Luxemburgs Spartakusbund (der 1916 ursprünglich als Fraktion innerhalb der SPD gegründet wurde) als die einzige konsequent revolutionäre Kraft in Deutschland heraus. Aber sie war in jeder Hinsicht zu schwach – zahlenmäßig, mit Blick auf ihre politische Reife und ihren inneren Zusammenhalt um die Ereignisse entscheidend beeinflussen zu können. Der Spartakusbund wurde von dem revolutionären Sturm einfach mitgerissen und erwies sich als unfähig, eine zusammenhängende revolutionäre Strategie zu entwickeln, die über wiederholte Aufrufe zu Massenaktionen und die Losung „Alle Macht den Arbeiter- und Soldatenräten!“ hinausgewiesen hätte. Radek, der als Abgesandter Russlands anwesend war, berichtete, dass die Spartakisten zu Beginn der Revolution nicht mehr als 50 organisierte Leute in Berlin hatten [283], und sogar nach der Konferenz, auf der der Spartakusbund die Kommunistische Partei Deutschlands gründete, sah er sich zu dem Kommentar veranlasst: „Ich fühlte nicht, dass hier schon eine Partei vor mir war.“ [284]
Selbst Rosa Luxemburgs glühendster und unkritischster Anhänger, Paul Frölich, bestätigte das Bild der Schwäche (wenn er auch dessen verhängnisvolle Auswirkung auf die Strategie nicht erkannte): „Der Bund war erst eine Föderation lokaler Gruppen, die in fast allen größeren Städten bestanden, noch keine Partei.“ [285] Zusätzlich litt er unter all den „Kinderkrankheiten“ einer jungen Organisation. Luxemburg und die anderen Führer wurden auf der Gründungskonferenz der KPD von einer deutlichen Mehrheit in der Frage der Teilnahme an den Wahlen zur Nationalversammlung überstimmt. (Die Bolschewiki hatten sich von dieser Sorte Linksradikalismus schon ein Jahrzehnt vor der Prüfung in der Revolution von 1917 verabschiedet.) Unfähig, wirklichen Einfluss in den Arbeiterräten auszuüben, wurde der Spartakusbund in ein instabiles Bündnis mit der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD, die sich im Jahr 1917 von der SPD abgespalten hatte) und den revolutionären Obleuten gezwungen und musste dann versuchen, sich davon wieder loszueisen, als Letztere zu schwanken anfingen. Und schließlich ließ sich der Spartakusbund trotz seines Versprechens, „nie anders die Regierungsgewalt [zu] übernehmen als durch den klaren unzweideutigen Willen der großen Mehrheit der proletarischen Masse in ganz Deutschland“ [286], von den Ereignissen mitreißen und in einen hoffnungslos verfrühten Aufstand hineinziehen, der mit der Niederwerfung der Revolution und der Ermordung Luxemburgs und Liebknechts endete.
Luxemburg war sich der Fehler durchaus bewusst, war aber machtlos, sie zu vermeiden. Ihr Versäumnis, die fortschrittlichen Arbeiter in einer disziplinierten Partei der revolutionären Vorhut zusammenzuschweißen, bezahlte sie schließlich mit ihrem Leben. Dass sie diese Aufgabe nicht bereits im Jahr 1903 wie Lenin in Angriff genommen hatte, war möglicherweise geschichtlichen Faktoren geschuldet. Später war es aber zumindest teilweise eine bewusste Entscheidung. Nettl hält fest: „Im November 1918 entschlossen sich die Spartakusführer ganz bewusst, keine besonderen Anstrengungen zum Aufbau einer Organisation zu unternehmen. Angesichts der revolutionären Möglichkeiten hielten sie das für Kraftverschwendung; sie meinten, wenn sie sich auf Organisationsarbeit konzentrierten [...], könnten sie den Anschluss an die revolutionäre Entwicklungen verpassen.“ [287]
Die andere große Schwäche in Luxemburgs Strategie war die Unterschätzung der Fähigkeit reformistischer Führer, die Arbeiterklasse auszubremsen und zu desorientieren. Obwohl sie als Erste die theoretische Bedeutung des Bernsteinismus und die Passivität des Kautskyschen Zentrums erkannte, ahnte sie nicht, welch lähmende und spalterische Wirkung diese Tendenzen auf die Arbeiterklasse selbst inmitten der heißesten Massenaktionen haben konnte. Im Jahr 1913 schrieb sie: „Sicher werden bremsende Führer schließlich von den stürmenden Massen auf die Seite geschoben werden.“ [288]
Die Realität gestaltete sich allerdings komplizierter. Es waren die Sozialdemokraten, die die über Jahrzehnte aufgebaute Parteitreue von Millionen Arbeitern nutzen konnten, um die Revolution zu ersticken. Weil Luxemburg eine solche Entwicklung nicht voraussah, versäumte sie es, den Opportunismus nicht nur in politischen Debatten, sondern auch organisatorisch zu bekämpfen – das heißt mit Satzungsklauseln, Spaltung und so fort.
Wir haben schon den Hintergrund der Ansichten Luxemburgs beleuchtet, und wir können die historischen Umstände für Stärken wie auch Schwächen ihrer Position erkennen. Aber was ist mit den theoretischen Wurzeln ihrer Fehler? Um die Quelle dieser Fehler aufzuspüren, müssen wir uns zwei miteinander verbundenen Facetten ihres Denkens widmen: ihrer Analyse des Prozesses, durch den das Proletariat revolutionäres Bewusstsein herausbildet, und ihrer Vorstellung von der Revolutionsdynamik.
Die Hauptströmung der Sozialdemokratie ging davon aus, dass sich das revolutionäre Bewusstsein harmonisch und allmählich ohne Widersprüche oder qualitative Sprünge herausbilde. Indem Luxemburg die Spontaneität der Massen hervorhob, brach sie unter allen westlichen Marxisten am klarsten mit dieser orthodoxen Sichtweise, aber sie vollzog diesen Bruch nie vollständig. Das lag nicht an einer etwaigen Überschätzung der Spontaneität der Arbeiter und der möglichen Kraft, die sie entfalten konnte, sie erkannte jedoch nicht, dass sich dieser Prozess nicht gleichmäßig vollzog. Sie sah, dass einige Arbeiter begabter und beherzter sind als andere und einige ein weiter entwickeltes sozialistisches Bewusstsein besitzen. Was sie nicht richtig verstand, war die Tatsache, dass zwischen dem revolutionären Arbeiter, der den Kapitalismus stürzen will, und dem weniger fortschrittlichen Arbeiter, der lediglich seine Lebensumstände im Rahmen des Kapitalismus verbessern will, ein gewisser Widerspruch besteht (wenn auch kein unlösbarer). Und dass auf dem Boden dieses Widerspruches Parteien gedeihen, die von sich zwar behaupten, Arbeiterparteien zu sein, in Wirklichkeit aber als bürgerliche Agenten in der Arbeiterbewegung fungieren.
Diese Lücke in ihrer Theorie machte sie blind für die Notwendigkeit einer getrennten und unabhängigen Organisierung der fortschrittlichen revolutionären Arbeiter, damit diese ihren Einfluss auf die gesamte Klasse steigern und sich selbst für den Kampf gegen opportunistische und reformistische Einflüsse besser rüsten können. Die Unterschätzung der nachteiligen Auswirkung einer schlechten Führung hatte dieselbe Ursache. Denn würde die Arbeiterklasse sich nicht nur spontan, sondern auch gleichmäßig radikalisieren, könnten in der Tat „bremsende Führer schließlich von den stürmenden Massen auf die Seite geschoben werden“. [289]
Für Luxemburgs Revolutionskonzept kann uns ein Kommentar von Tony Cliff als Ausgangspunkt dienen:
Der Haup tgrund für Rosa Luxemburgs Überschätzung des Faktors der Spontaneität und ihre Unterschätzung des Faktors der Organisation liegt wahrscheinlich in der Notwendigkeit, im unmittelbaren Kampf gegen den Reformismus die Spontaneität als den ersten Schritt bei jeder Revolution zu betonen. Dieses eine Stadium im Kampf des Proletariats setzte sie vorschnell mit dem ganzen Kampf gleich. [290]
Dem fügen wir Luxemburgs Neigung hinzu, den Massenstreik (der häufig mit dem spontanen Ausbruch von Revolutionen zusammenfällt) mit dem Höhepunkt der Revolution selbst gleichzusetzen. In Massenstreik schreibt sie:
Heute, wo die Arbeiterklasse sich selbst im Laufe des revolutionären Kampfes aufklären, selbst sammeln und selbst anführen muss und wo die Revolution ihrerseits ebenso gegen die alte Staatsgewalt wie gegen die kapitalistische Ausbeutung gerichtet ist, erscheint der Massenstreik als das natürliche Mittel, die breitesten proletarischen Schichten in der Revolution selbst zu rekrutieren, zu revolutionieren und zu organisieren, ebenso wie er gleichzeitig ein Mittel ist, die alte Staatsgewalt zu unterminieren und zu stürzen und die kapitalistische Ausbeutung einzudämmen [...] Die frühere Hauptform der bürgerlichen Revolutionen, die Barrikadenschlacht, die offene Begegnung mit der Macht des Staates, ist in der heutigen Revolution nur ein äußerster Punkt, nur ein Moment in dem ganzen Prozess des proletarischen Massenkampfes. [291]
Ein Generalstreik mag noch so groß, stark und militant sein, er stellt lediglich die Machtfrage, er löst sie nicht und kann es auch nicht. Nur die Zerstörung der alten Staatsmacht durch einen Aufstand kann das leisten. Und der Aufstand muss seinem Wesen nach organisiert sein: Er muss eine vereinte und gleichzeitige Aktion der entscheidenden Teile des Proletariats und im Voraus und im Geheimen vorbereitet sein, und es muss ein Datum festgelegt werden. Seine Ausführung erfordert eine etablierte Kommandokette, deren Einfluss und Autorität in der ganzen Klasse anerkannt ist. Mit anderen Worten, der Aufstand kann, wie wir in unserer Analyse der Oktoberrevolution in Kapitel 3 gesehen haben, erfolgreich nur von der Partei durchgeführt werden – nicht von irgendeiner Art Partei, sondern von einer disziplinierten Kampfpartei, die als geschlossene Einheit agiert.
Es wäre falsch zu sagen, Rosa Luxemburg habe sich niemals der Frage des Aufstands gewidmet (im Januar 1906 schrieb sie sogar eine kleine Broschüre darüber [292]), aber in Massenstreik wird er nur beiläufig erwähnt und es existieren sonst keine Belege für eine wirklich gründliche Beschäftigung mit der Thematik und ihren Konsequenzen für das Wesen der Partei. Ansonsten hätte sie ihr propagandistisches Konzept von der Rolle der Partei zurücknehmen (denn genau mit dem Aufstand verschiebt sich die Balance zwischen Propaganda und Aktion klar zugunsten letzterer) und ihre Ansichten über Disziplin und Zentralismus revidieren müssen. Lenin hingegen hatte von Anfang an den Parteiaufbau mit dem Ziel der Machtergreifung verbunden.
Die Rolle der Partei im Aufstand hängt mit der Ungleichmäßigkeit im Bewusstsein des Proletariats auch auf andere Weise zusammen, die letztlich das Schicksal Rosa Luxemburgs in der deutschen Revolution besiegelte. Während einerseits einige Flügel der Arbeiterklasse hinter anderen zurückbleiben und an reformistischen Parteien festhalten, neigen fortgeschrittene Arbeiter, die sich von der Dynamik der Revolution mitreißen lassen, dazu, die Macht verfrüht zu ergreifen. Genau das geschah in der Russischen Revolution während der Julitage und in der Deutschen Revolution während der Januarkämpfe. Wie wir in Kapitel 3 sahen, vermochten die Bolschewiki sich dem Abenteuer zu widersetzen und den größten Schaden abzuwenden, sie konnten ihre Organisation zusammenhalten und sich für die nächste Runde im Kampf vorbereiten. Der Spartakusbund hingegen wurde von den Ereignissen sehenden Auges ins Desaster mitgerissen. Es waren nicht Lenins „Intelligenz“ oder sein „Realismus“ und Rosa Luxemburgs „revolutionäre Romantik“, die den Ausschlag gaben, sondern das Vorhandensein einer gestählten Partei, die hohes Ansehen bei den fortschrittlichen Arbeitern Russlands genoss, während eben solch eine Partei in Deutschland fehlte.
Wollen wir Rosa Luxemburgs Parteitheorie in ihrer Gesamtheit beurteilen, müssen wir sie notwendigerweise in Bezug zu Marx und Lenin setzen. In vielerlei Hinsicht hielt sich Luxemburg enger an Marx, als Lenin es tat. Sie teilte mit Marx seine Stärken, seine Feindschaft gegen Sektierertum und seine Betonung der Massenaktivität der Arbeiterklasse. Sie teilte auch seine Schwächen: eine übertrieben optimistische und verkürzte Auffassung von dem Prozess, durch den die „Klasse an sich“ zu einer „Klasse für sich“ wird – die Annahme, dass die objektive ökonomische Einheit der Arbeiterklasse spontan zu ihrer letztendlichen politischen Einheit führen müsse. Konsequenterweise teilte sie mit Marx im Organisationsbereich einen gewissen Hang zum Fatalismus. Wir haben schon bemerkt, dass sie in den Polemiken von 1904 gegen Lenin nicht völlig falsch lag. Aber die Erfahrung von 1905 versetzte Lenin in die Lage, die Einseitigkeit seiner früheren Formulierungen zu korrigieren und so seine entscheidende Weiterentwicklung des Marx schen Konzepts abzusichern, was Rosa Luxemburg nicht gelang. Hätte sie noch gelebt, um sich die Erfahrungen der Deutschen Revolution anzueignen und zu reflektieren, hätte sie womöglich, sogar wahrscheinlich, diese Korrektur vorgenommen.
Nach Lage der Dinge bleibt Rosa Luxemburgs Parteitheorie und ihr Verhältnis zur Arbeiterklasse eine nützliche Waffe in einer Arbeiterbewegung, die auf der ganzen Welt unter Jahrzehnten bürokratischer Herrschaft der Sozialdemokratie und des Stalinismus gleichermaßen gelitten hat. Letzten Endes ist sie aber nur insofern eine nützliche Waffe, wenn sie in den Rahmen des Leninismus integriert wird. Als Alternative zum Leninismus taugt der Luxemburgismus nicht.
247. Ihr ununterbrochenes Mitwirken in der Sozialdemokratie des Königreichs Polen und Litauen (SDKPiL) erklärt ihre eingehende Beschäftigung mit Russland, denn Polen war zu dieser Zeit Teil des russischen Imperiums.
248. Luxemburg, Rosa, Organisationsfragen der russischen Sozialdemokratie, Gesammelte Werke (GW), Bd. 1/2, Berlin 2000, S. 424.
249. Luxemburg, Organisationsfragen, GW, Bd. 1/2, S. 424.
250. Luxemburg, Organisationsfragen, GW, Bd. 1/2, S. 424–425.
251. Luxemburg, Organisationsfragen, GW, Bd. 1/2, S. 426.
252. Luxemburg, Organisationsfragen, GW, Bd. 1/2, S. 427.
253. Luxemburg, Organisationsfragen, GW, Bd. 1/2, S. 428–429.
254. Luxemburg, Organisationsfragen, GW, Bd. 1/2, S. 429.
255. Luxemburg, Organisationsfragen, GW, Bd. 1/2, S. 431.
256. Luxemburg, Organisationsfragen, GW, Bd. 1/2, S. 432.
257. Luxemburg, Organisationsfragen, GW, Bd. 1/2, S. 434.
258. Luxemburg, Organisationsfragen, GW, Bd. 1/2, S. 440.
259. Luxemburg, Organisationsfragen, GW, Bd. 1/2, S. 440.
260. Luxemburg, Organisationsfragen, GW, Bd. 1/2, S. 441.
261. Luxemburg, Organisationsfragen, GW, Bd. 1/2, S. 443–444.
262. Luxemburg, Massenstreik, Partei und Gewerkschaften“, GW, Bd. 2, Berlin 1990, S. 128.
263. Luxemburg, Massenstreik, GW, Bd. 2, S. 132.
264. Luxemburg, Zur russischen Revolution“, GW, Bd. 4, Berlin 1990, S. 359–360.
265. Luxemburg, Organisationsfragen, GW, Bd. 1/2, S. 426.
266. Luxemburg, Massenstreik, GW, Bd. 2, S. 154–170.
267. Luxemburg, Entwurf zu den Junius-Thesen, GW, Bd. 4, S. 46.
268. Luxemburg, Massenstreik, GW, Bd. 2, S. 133.
269. Nettl, Peter, Rosa Luxemburg, Köln 1969, S. 216.
270. Luxemburg, Organisationsfragen, GW, Bd. 1/2, S. 429.
271. Wolfe, Bertram D. (Hg.), Vorwort zu The Russian Revolution and Marxism or Leninism?, Ann Arbor 1971, S. 1. Diese Sichtweise hat sehr unterschiedliche und mitunter merkwürdige Anhänger, einschließlich Stalinisten, für die jede Kritik an Lenin gleichbedeutend mit Ketzerei ist und Luxemburgs Betonung der Spontaneität der Arbeiterklasse nicht nur eine Abweichung, sondern sogar eine Bedrohung darstellt. Näheres zum Schicksal Rosa Luxemburgs in den Händen sowjetischer und osteuropäischer Historiker findet sich bei Peter Nettl, Rosa Luxemburg, und Trotzki, Hände weg von Rosa Luxemburg, in: Permanente Revolution, Wochenschrift der Linken Opposition der KPD, Nr. 15, 23. Juli 1932, Nachdruck durch Sozialistische Aktion/AKP, Mönchengladbach, Januar 1999. http://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/1932/08/rosalux.htm, sowie bei verschiedenen Anarchisten, Anarchosyndikalisten und „Luxemburgisten“, die den Versuch unternommen haben, Gruppen oder Bewegungen unabhängig von Stalinismus oder Trotzkismus zu gründen.
272. Diese Kritik einiger Aspekte der bolschewistischen Politik in der russischen Revolution verfasste Rosa Luxemburg im Jahr 1918, als sie noch im Gefängnis saß. Sie wurde zeitlebens nie publiziert und erst durch Paul Levi im Jahr 1921 veröffentlicht, als er aus der Kommunistischen Internationale ausgeschlossen wurde.
273. Luxemburg, Zur russischen Revolution, GW, Bd. 4, S. 365.
274. Wolfes Behauptung, Luxemburg habe sich der Gründung der Dritten Internationale entgegengestellt, ist die typische Hochstilisierung einer taktischen Meinungsverschiedenheit (über den günstigsten Zeitpunkt) zu einer grundsätzlichen Frage.
275. Zitiert nach: Frölich, Rosa Luxemburg, S. 184.
276. Siehe Luxemburg, Organisationsfragen, GW, Bd. 1/2, S. 422–445.
277. Siehe Streikstatistiken in: Sozialgeschichtliches Arbeitsbuch. Materialien zur Statistik des Kaiserreichs 1870–1914, München 1975, S. 132.
278. Zahlen nach: Trotzki, Leo, Geschichte der russischen Revolution, Bd. 1, S. 32-33.
279. Luxemburg, Offene Briefe an Gesinnungsfreunde, GW, Bd. 4, Berlin 1990, S. 235.
280. Hallas, Duncan, The way forward, in: Palmer, John, und Nigel Harris (Hg.), World Crisis, London 1971, S. 266.
281. Weitere Argumente enthält Tony Cliffs Studie über Rosa Luxemburg, Frankfurt am Main, 2000.
282. Als die deutsche Arbeiterklasse im Jahr 1910 für gleiches Wahlrecht kämpfte, hatte Luxemburg selbst von der Parteiexekutive die Ausarbeitung eines großen Aktionsplans gefordert. Siehe Frölich, Rosa Luxemburg, S. 187.
283. Nettl, Rosa Luxemburg, S. 519.
284. Nettl, Rosa Luxemburg, S. 523.
285. Frölich, Rosa Luxemburg, S. 349
286. Frölich, Rosa Luxemburg, S. 339.
287. Nettl, Rosa Luxemburg, S. 502.
288. Luxemburg, Rosa, Das Offiziösentum der Theorie, GW, Bd. 3, Berlin 1990, S. 321; zitiert auch in: Frölich, Rosa Luxemburg, S. 187.
289. Sobald wir diese grundlegende Schwäche begriffen haben, werden auch viele der anderen Fehler Rosa Luxemburgs verständlich – zum Beispiel ihre Opposition gegen das Recht von Nationen auf Selbstbestimmung und gegen die bolschewistische Politik, das Land den Bauern zu geben. In diesen beiden Fällen hat die ungleichmäßige Entwicklung des sozialistischen Bewusstseins bei den Massen die Taktik der Bolschewiki diktiert, und in beiden Fällen verstand Luxemburg dies nicht.
290. Cliff, Tony, Studie über Rosa Luxemburg, Frankfurt 2000, S. 39.
291. Luxemburg, Massenstreik, Partei und Gewerkschaften, GW, Bd. 2, S. 148.
292. Auszüge aus dieser Broschüre und eine Diskussion darüber siehe in: Frölich, Rosa Luxemburg, S. 138–146. Unglücklicherweise unternimmt Frölich den nicht überzeugenden Versuch, Luxemburgs Ansichten über den Aufstand mit denen Lenins gleichzusetzen.
3. Lenin: Vom russischen Bolschewismus zur KI | 5. Trotzkis doppeltes Vermächtnis
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Zuletzt aktualisiert am 21. Dezember 2022